Francis Jourdain

(1876-1958)

>> Adolf Loos hatte verkündet, dass das Ornament nur die primitive Seite in uns ansprechen kann. Einen zivilisierten Menschen jedoch wird nur eine kraftvolle Form erfreuen, die der gelungene Ausdruck einer echten Funktion ist<<.

Diese Worte, die 1929 in >The Studio< zitiert wurden, ließen keinen Zweifel an Francis Jourdains Auffassung über die >>Dekorationswut, die Ornamentfülle und die damit verbundene ästhetische Haltung<<.  Er hatte als Maler angefangen und seine Bilder zusammen mit so bedeutenden Kollegen wie Cézanne, Toulouse-Lautrec, Matisse, van Rysselberghe, Kandinsky und Maurice Denis auf den Ausstellungen der Société des Artistes Indépendants gezeigt. 1912 gründete er das Atelier Moderne und entwarf Tapeten, Teppiche und Keramiken in billigen Materialien für die breite Masse.

Während seiner Tätigkeit als Designer erkannte Francis Jourdain sehr schnell, dass Elektrizität und wissenschaftlicher Fortschritt auch neuartige Entwurfsaufgaben mit sich brachten. Seine bis 1938 regelmäßig im Herbstsalon gezeigten und auch seit 1930 durch die Union des Artistes Modernes ausgestellten Mustereinrichtungen verkörperten prägnant seine Theorie, >>daß der Sinn eines Hauses, einer Suppenschüssel oder eines Stuhles nicht rein dekorativ sein kann<<. Ein Kinderheim (1920) ein Speisesaal (1923) und ein Gymnasium (1925), die er gestaltete, zeigen die Vorliebe für den rechten Winkel. Nicht anders seine Lampenentwürfe: Deckenlampen, Appliquen, rückwärts beleuchtete Paneele aus farbigem Glas und beleuchtbare Tische, die er in Zusammenarbeit mit André Salomon 1937 für den Lichtpavillon der Internationalen Ausstellung produziert hat, sind von architektonischer Zweckmäßigkeit geprägt von Francis Jourdain.

Frühes Leben und Ausbildung

Francis Jourdain wurde am 2. November 1876 in Paris geboren. Sein Vater, Frantz Jourdain, war eine Schlüsselfigur in der Art Nouveau-Bewegung und spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung der modernen Architektur. Francis studierte zunächst Malerei, widmete sich jedoch bald der Innenarchitektur und dem Möbeldesign, wo er seine wahre Leidenschaft fand.

Karriere und Werke

Jourdains Karriere begann in einer Zeit des Übergangs von der Art Nouveau zur Art Deco und schließlich zum Funktionalismus. Er war stark von den sozialen und politischen Strömungen seiner Zeit beeinflusst, insbesondere von den Idealen der Sozialreform. Dies spiegelte sich in seiner Arbeit wider, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch funktional und zugänglich sein sollte.

Möbel- und Innenraumgestaltung

Francis Jourdain war bekannt für seine einfachen, aber eleganten Möbeldesigns, die oft aus preiswerten Materialien wie Holz und Metall hergestellt wurden. Er propagierte die Idee, dass gutes Design nicht nur den Wohlhabenden vorbehalten sein sollte, sondern für jedermann zugänglich sein müsse. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören modulare Möbelstücke und multifunktionale Designs, die den begrenzten Wohnraum in städtischen Gebieten optimal nutzten.

Architektur

Obwohl Jourdain vor allem für seine Möbel- und Innenraumgestaltungen bekannt ist, arbeitete er auch an mehreren architektonischen Projekten. Er war ein Befürworter des sozialen Wohnungsbaus und setzte sich dafür ein, Wohnräume zu schaffen, die sowohl erschwinglich als auch lebenswert waren.

Publikationen und Einfluss

Neben seiner praktischen Arbeit veröffentlichte Jourdain zahlreiche Schriften über Design und Architektur. Er war ein engagierter Theoretiker, der seine Ideen über die Rolle des Designs in der Gesellschaft verbreitete. Seine Schriften und Arbeiten beeinflussten viele nachfolgende Designer und Architekten.

Soziales Engagement und spätere Jahre

Francis Jourdain war nicht nur ein Künstler, sondern auch ein engagierter Sozialreformer. Er setzte sich für soziale Gerechtigkeit und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiterklasse ein. Diese Ideale waren tief in seiner Designphilosophie verankert und prägten seine gesamte Karriere.

Jourdain starb 1958 in Paris, hinterließ jedoch ein reiches Erbe an Designideen und sozialem Engagement, das die moderne Architektur und Innenraumgestaltung nachhaltig beeinflusste.

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Das folgende Künstler Glossar: René Herbst

Quelle: Alastair Duncan, Lampen Lüster Leuchter, Jugendstil Art Déco, Prestel-Verlag, München 1979, 173-174.

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