Antonin Daum

(1864-1930)

Als man bei der Firma Daum Frères nach dem Ersten Weltkrieg die Produktion unter der Leitung von Antonin Daum wiederaufnahm, ließ man zunächst die Metallfassungen für Schalen und Glasschirme von Edgar Brandt in Paris herstellen. Parallel dazu setzte man aber auch wieder die frühere Zusammenarbeit mit Majorelle in Nancy fort. Majorelle lieferte die fertigen Metallfassungen an Daum, in die dann das Glas direkt hineingeblasen werden konnte. So entstanden die charakteristischen >eingeschlossenen< Glasschirme und -vasen.

Im Gegensatz zu vielen anderen großen Glasmanufakturen der Jahrhundertwende, die den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der ersten Nachkriegsjahre nicht gewachsen waren, konnte Antonin Daum, indem er die Produktion persönlich überwachte, seine Firma ohne Verluste weiterführen. Er stellte nach wie vor Jugendstilglas her, ging aber auch schon auf die neuen Stiltendenzen der zwanziger Jahre ein. 1925 nahm er seine beiden Neffen, Paul und Henri Daum, sowie seinen Schwiegersohn Pierre Froissart in die Firma auf. Erst mit der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 wurde auch die Existenz von Daum Frères in Frage gestellt. Natürlich traf diese auch andere Industriezweige, aber in Frankreich an erster Stelle die Glasmanufakturen. Allein in Nancy mussten die Delatte-Werke, die Dusquesne-Werke und die >Cristalleries< schließen. Daums Kunstglas-Produktion musste zu dieser Zeit drastisch eingeschränkt werden. Einen Ausgleich dafür versuchte man durch die Herstellung von Tafelservicen zu schaffen.

Nach dem Tode von Antonin Daum wurde 1930 Paul Daum Direktor der Firma. In den folgenden fünf Jahren war es äußerst schwierig, die Manufaktur zu erhalten. 1935 bekam die Firma von der Transatlantik-Reederei den großen Auftrag, 70.000 Tischgedecke aus Kristallglas für den neuen Ozeandampfer >Normandie< anzufertigen, was ihr einen neuen Aufschwung gab. Als die Deutschen 1939 Nancy besetzten, wurde die Manufaktur geschlossen. Paul Daum kam 1943 als Resistance-Kämpfer ums Leben. 1946 wurde die Arbeit unter der Leitung von Henri und Michel Daum wiederaufgenommen; später übernahm Jacques Daum die Firma. Sie liegt im Osten von Nancy und unterhält heute ein eigenes Geschäft am Place Stanislas.

Die Lampenschirme für Lüster und Tischlampen, die in den zwanziger Jahren von Daum produziert worden sind, unterscheiden sich in Technik und Entwurf grundlegend von der Produktion während der Jahrhundertwende. Der Jugendstil-Liebhaber wird vergeblich seine geliebten Blumen- und Insektenmotive suchen. Die Nachahmung der Natur war durch einfache Formen ersetzt worden, die teils geometrische und teils stilisierte Motive aufweisen. Der schimmernde Farbglanz war einem nüchternen, transparenten Glas gewichen. Wenn noch die alte Methode der Säureätzung angewandt wurde, so nur, um monochromatische Kontraste in der Glasoberfläche zu erzielen. Wenn überhaupt Farben zur Wirkung kamen, dann in einer blassen Palette als Eisgrau, Smaragdgrün oder auch in bräunlichen Tönungen. Diese Farben riefen im Kontrast mit den geätzten, weißen Glasstellen einen subtilen Farbeffekt hervor. Andererseits produzierte man auch noch in den zwanziger Jahren Objekte in der sogenannten >Sandwichtechnik<, bei der man Farbpulver oder Blattgoldsplitter zwischen zwei Glasschichten streut. Wenn das Licht dann durch die unterschiedlich gefärbten Schichten fällt, entsteht eine lebendig strukturierte Wirkung. Die Firma nahm an den Pariser Ausstellungen nur 1921, 1925, 1926 und 1932 teil.

Quelle: Alastair Duncan, Lampen Lüster Leuchter, Jugendstil Art Déco, Prestel-Verlag, München 1979, S.165-166

Diese signierte Vase von Daum finden Sie unter folgendem Link:

https://antiquitaeten-wiesbaden.de/antiquitaeten/jugendstil/signierte-jugendstil-vase-daum/

Art Nouveau glass vase with a kingfisher
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